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Digitaler Auftakt

Beratungsstellen Arbeit helfen an 96 Standorten in NRW




Beratungsstelle Arbeit

unterstützt arbeitslose und prekär beschäftigte Menschen - Baustein für Netzwerk gegen Arbeitsausbeutung


Unterstützungsangebot in NRW wird mit Beratungsstellen Arbeit (BSA) weiterentwickelt, digitale Auftaktveranstaltung am 26. Januar 2021 informierte zu Aufgaben und Schwerpunkten

Die Beratungsstellen Arbeit (BSA) haben zu Jahresbeginn die Arbeit aufgenommen. Als ortsnahe Anlaufstellen bieten sie Hilfe bei Arbeitslosigkeit und beraten Menschen in prekären Arbeitssituationen. Zugleich sind sie ein wichtiger Baustein für ein landesweites Netzwerk gegen Arbeitsausbeutung. Das Arbeitsministerium lud zur digitalen Auftaktveranstaltung, Minister Laumann begrüßte die Fachberaterinnen und Fachberater.

Digitale Auftaktveranstaltung zum Start der Beratungsstellen Arbeit, gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF)

Mit den Beratungsstellen Arbeit (BSA) führt das Land die Leistungen der bisherigen Erwerbslosenberatungsstellen fort und setzt mit dem Thema Arbeitsausbeutung einen neuen weiteren Schwerpunkt. Die ESF-geförderten Beratungsstellen Arbeit sind zugleich ein wichtiger Baustein beim Aufbau eines Netzwerks gegen Arbeitsausbeutung.

Das nordrhein-westfälische Arbeitsministerium nahm den Start des neuen Angebots zum Anlass, um die Fachberaterinnen und Fachberater sowie die Regionalagenturen und bestehende Beratungsprojekte zu einer digitalen Konferenz einzuladen und über Aufgaben und Schwerpunkte zu informieren sowie einen ersten Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Mit über 200 Teilnehmenden war die Veranstaltung auch virtuell überaus gut besucht.

Landesweit sind die Beratungsstellen Arbeit in allen 53 Kreisen und kreisfreien Städten an 96 Standorten vertreten, umgesetzt werden sie von 88 Trägern aus ganz Nordrhein-Westfalen; zusätzlich gibt es mobile Außenberatungsangebote, um auch aufsuchende Unterstützung für die nicht immer leicht zu erreichende Klientel bereitstellen zu können. Prekär Beschäftigte sind u.a. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Südosteuropa, die etwa in der Fleischindustrie, aber auch in Logistikzentren von Paketdiensten oder in der Landwirtschaft tätig sind.

"Mit den neuen Beratungsstellen Arbeit schaffen wir professionelle und ortsnahe Anlaufstellen."

In seiner Begrüßungsrede hatte Arbeitsminister Karl-Josef Laumann auch diese Zielgruppe im Blick, als er deutlich machte: „In Nordrhein-Westfalen wollen wir sicherstellen, dass die Würde von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern geachtet wird, unabhängig davon, ob sie in Arbeit sind oder nicht.“ Es sei daher wichtig, für Menschen ohne Arbeit oder in schwierigen Beschäftigungssituationen Angebote der Unterstützung zu machen. Auch vor dem Hintergrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie sei das fundamental. „Mit den neuen Beratungsstellen schaffen wir dafür professionelle und ortsnahe Anlaufstellen.“

An die Fachberaterinnen und Fachberater gewandt sagte der Minister: „Sie haben die Erfahrung und die Kompetenz, mit den Hilfesuchenden und ihren Problemen angemessen umzugehen und ihnen weiterzuhelfen. Ich bin davon überzeugt, dass es uns gemeinsam gelingen wird, die Situation vieler Menschen in Nordrhein-Westfalen zu verbessern.“

Praxisberichte und Kooperationsangebot

Wie Unterstützung in der Praxis aussehen kann, zeigten kurze Berichte aus den Beratungsstellen Bielefeld, Rheda-Wiedenbrück und Solingen. Sie gaben einen ersten Einblick in die Arbeit vor Ort und beschrieben das komplexe Arbeitsfeld, zu dem nicht nur unterschiedliche Rechtsbereiche, sondern häufig auch ein sozial schwieriges Umfeld gehört.

Die BSA Bielefeld schilderte dazu ein Fallbeispiel aus der Zeitarbeitsbranche: Einem 26-jährigen Familienvater aus Kroatien war fristlos gekündigt worden, u.a. mit der Begründung, seine Anwesenheit im Betrieb vorgetäuscht zu haben. Durch die Unterstützung konnte erreicht werden, dass das Unternehmen die Vorwürfe und die Kündigung zurücknehmen musste. Allerdings erwies es sich als schwierig, berechtigte Ansprüche wie rückwirkende Lohnzahlungen auch juristisch durchzusetzen. Hier stoße die Beratung an Grenzen und bedürfe zusätzlicher „wirksamer Instrumente“, beschrieb Marike Tabor eine vielfache Erfahrung aus der Beratungsarbeit.

Ein Punkt, den Heiner Verhorst von „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ gerne aufgriff, um sich als regionaler Kooperationspartner im künftigen Netzwerk Ausbeutung vorzustellen und den Beratungsstellen Unterstützung bei rechtlichen Fragen anzubieten. Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Lengerich wird vom Land mit einer halben Juristenstelle gefördert und verfügt über ein Netzwerk von Juristen und juristisch geschulten Ehrenamtlichen. Mitbegründer ist der bekannte Pfarrer Peter Kossen, der sich für eine würdige Arbeitswelt engagiert und vor allem die Lebens- und Arbeitssituation von Arbeitsmigrantinnen und -migranten in der Fleischindustrie als „moderne Sklaverei“ anprangert.

Orientierung, Beratung, Begleitung – Beratungsstellen offen für alle Menschen

Unterbrochen von einer Aktivitätspause - angeleitet von der bundesweit bekannten Fitness-Trainerin Johanna Fellner - ging es im Fachdialog weiter. Stefan Kulozik, Abteilungsleiter im Arbeitsministerium, skizzierte Zielsetzung, Aufgabenstellung und Umsetzung der Beratungsstellen. In seinem Beitrag betonte er, dass mit der Beratung bei Arbeitslosigkeit und Arbeitsausbeutung zwei "gleichwertige Schwerpunkte" gesetzt seien und damit die Beratungs- und Unterstützungsstruktur in Nordrhein-Westfalen weiterentwickelt werde. Die Beratungsstellen Arbeit, so der Ministeriumsvertreter, bieten „Orientierung, Beratung und Begleitung für Menschen, die ansonsten keine Lobby haben“ und seien als Anlaufstelle offen für alle ratsuchenden Menschen, die von Arbeitslosigkeit, prekärer Beschäftigung oder Arbeitsausbeutung betroffen sind.

Zugleich seien die BSA wichtige Ansprechpartner für das Arbeitsministerium und anknüpfend an bisherige Unterstützungsleistungen weiterhin ein „Ort der Begegnung und Kontaktanbahnung“. Nicht zuletzt die wachsende Zahl der Langzeitarbeitslosen infolge der Corona-Pandemie – in NRW ist diese Zahl in einem Jahr um rund 30 Prozent gestiegen – zeige die Notwendigkeit des Beratungsangebots, so Stefan Kulozik. Die Beratungsstellen sind darüber hinaus Bestandteil und wichtiger Baustein beim Aufbau eines Netzwerks gegen Arbeitsausbeutung, an dem sich bereits Partner wie die Technologieberatungsstelle beim DGB-NRW, das Projekt "Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten" des Trägers Arbeit und Leben DGB/VHS NRW oder das DGB-Projekt "Faire Mobilität" beteiligen.

Stefanie Harms, Leiterin des zuständigen Fachreferats im Arbeitsministerium, ging in ihrem Beitrag vor allem auf den großen Bedarf an Unterstützung bei rechtlichen Fragen ein und erläuterte die Regelungen des Rechtsdienstleistungsgesetzes (RDG). Das Ministerium arbeite derzeit verstärkt daran, ein passendes Angebot zur Unterstützung der Fachberaterinnen und -berater zu gestalten. Anregungen aus den Beratungsstellen sind willkommen: „Wir sind sehr interessiert, in Kontakt zu bleiben.“

Begleitung der Beratungsstellen – Angebote zur Fortbildung und Vernetzung auf Landesebene und in den Regionen

Die Beratungsstellen Arbeit werden auf Landesebene und in den Regionen durch ein umfassendes Unterstützungsangebot begleitet. Dazu informierten Helmut Kleinen, Berater der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.), und Melanie Taube, Leiterin der Regionalagentur Ostwestfalen-Lippe.

So bietet die G.I.B. eine Reihe von Fortbildungen und Schulungen an, organisiert den Erfahrungs- und Wissenstransfer und führt im Rahmen der fachlichen Begleitung das Monitoring durch. Über die Informationsseite "Gute Arbeitswelt NRW", die von der G.I.B. in Kooperation mit dem MAGS und dem Landesinstitut für Arbeitsgestaltung (LIA.nrw) redaktionell betreut und gepflegt wird, gibt es zudem die Möglichkeit, gute Beratungspraxis vorzustellen oder Materialien für die Social Media-Kanäle zu nutzen und zu teilen. Die 16 Regionalagenturen unterstützen beim Aufbau regionaler Netzwerke, begleiten bei der Öffentlichkeitsarbeit und organisieren Runde Tische zum Thema.

„Wir brauchen die unmittelbare persönliche Kommunikation mit Ihnen.“ In seinem Abschlussstatement verwies Stefan Kulozik als Vertreter des Arbeitsministeriums noch einmal darauf, wie wichtig dem Ministerium der Erfahrungsaustausch mit den Beratungsstellen für die Weiterentwicklung der Beratungs- und Unterstützungsstruktur in Nordrhein-Westfalen ist. In diesem Sinne passte es zum virtuellen Veranstaltungsformat, dass die Mitarbeitenden im zuständigen Fachreferat ‚Gesicht zeigten‘ und sich persönlich als Ansprechpersonen vorstellten. Eine abschließende Online-Mentimeter-Abfrage bot den Teilnehmenden zudem die Gelegenheit, erste Anregungen und Vorschläge für die weitere Gestaltung mit auf den Weg zu geben.

Der Fachdialog kann auch aus digitaler Distanz gelingen – die vielen positiven Rückmeldungen bestätigten das im Live-Chat.

Montag und Mittwoch: von 8:30 bis 12:30 Uhr

Dienstag und Donnerstag: von 13:00 bis 16:00 Uhr















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